Kein Bildnis machen!


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Fünf von Lasern erzeugte „Lichtebenen“, die an Wänden, Decke
und Boden als Lichtlinien erscheinen, strukturieren den Raum um
das Kruzifix aus dem 15. Jahrhundert. Aufgehängt und durch die
Luftbewegung in eine ruhige Pendelbewegung versetzt, erzeugen
sie ein bewegtes Muster aus sich kreuzenden Linien. Beim Be-
treten des Raums decken die Besucher Teile der Lichtstrahlen
ab, „zerstören“ also das Muster und werden dabei selbst zur
Projektionsfläche. Das statische Zentrum tritt in Wettstreit mit
dem dynamischen Umraum, die gegenständliche Darstellung mit
der abstrakten Struktur, mittelalterliche theologische Vorstellun-
gen mit ästhetischen Konzepten der Gegenwart.

Five ‘light levels’ produced by lasers appear as lines of light
on the walls, ceiling and floor to structure the room around the 
crucifix from the 15th century. Suspended and set into a steady
pendular movement by the motion of the air, they produce a
moving pattern out of the crossing lines. On entering the room,
visitors cover parts of the light beams, thereby destroying the
pattern and becoming a projection surface themselves. The
static centre enters into competition with the dynamic surround-
ing space; the concrete representation with the abstract
structure; the theological ideas of the middle ages with the
aesthetic concepts of the present.

 

Nächstenliebe?


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16 abwechselnd aufblitzende Leuchtdioden strukturieren in
scheinbar chaotischer Weise den Wechselausstellungsraum
des Zeppelin Museums permanent neu. Fixiert man die einzelnen
Lichtpunkte mit den Augen, wird deutlich, dass sie – für sich ge-
nommen – regelmäßig blinken. Doch unterscheiden sie sich je-
weils in Leuchtdauer und Frequenz. Ein dynamisch bewegter
Raum entsteht, der sich als sinnliches Erlebnis ebenso manifes-
tiert wie als Metapher – bilden die autonomen Individuen unserer
Gesellschaft in ihrer Gesamtheit doch ebenfalls ein komplexes
Geflecht aus Beziehungen, das sich letztlich als untrennbare
Einheit darstellt. Ein Plädoyer für den Individualismus? Mög-
licherweise, schließlich folgt jeder Leuchtpunkt seinem eigenen
Gesetz und dennoch – oder genau genommen deswegen –
entsteht ein lebendiges Ganzes.

16 alternating flashing light-emitting diodes permanently restructure in an apparently chaotic way the temporary exhibition space of the Zeppelin Museum. If you fix your gaze on the individual light points, it will be clear that – seen individually – they blink regularly. Yet each is distinguished by its light duration and frequency. A dynamically moving space is formed that manifests itself as much as a sensory experience as a metaphor. The autonomous individuals of our society also form in their totality a complex network of relationships that is ultimately portrayed as an inseparable unit. A case for individualism? Possibly. After all, each light point follows its own law and yet – or precisely because of that – a vibrant whole comes into being.

 

 

 

 

Kurt Laurenz Theinert

Der Fotograf und Lichtkünstler
(*1963) studierte an der Staat-
lichen Akademie der Bilden-
den Künste Stuttgart und ist
fasziniert von Licht und Bewe-
gung. In seinen Installationen
greift er minimal in vorhandene
Situationen ein. Das Medium
Licht wird dabei nicht als Be-
leuchtung eingesetzt, sondern
als präzise gesteuertes visuel-
les Ereignis im Raum. Die ein-
zelnen Elemente stehen zu-
einander in Beziehung und for-
dern den Betrachter, sie als
Ganzes zu sehen. Das fokus-
sierte "erkennende Sehen"
verändert sich zu einem um-
fassenden "Feldsehen". Inhalt
und Aussage von Theinerts
Arbeiten sind von der individu-
ellen Wahrnehmung jedes
einzelnen Betrachters abhän-
gig, daher erscheinen die In-
stallationen immer abstrakt
und frei von festgelegten Aus-
sagen oder Bedeutungen.

The photographer and light artist (*1963) studied at the Stuttgart State Academy of Art and Design and is fascinated by light and movement. In his installations he intervenes in existing situations to a minimal extent. In so doing, the medium of light is not used as illumination, but as a precisely controlled visual event in the room. The individual elements interrelate and demand that the viewer see them as a whole. The focused ‘discerning seeing’ changes to a sweeping ‘area view’. The content and message of Theinert’s work depend on the individual perception of every individual viewer. The installations therefore always appear abstract and free of fixed statements or meanings.

www.theinert-lichtkunst.de